19.11.2015

Besuch von Fredy's mechanisches Musikmuseum

 

Bericht Annemarie Giger

Auch wer Fredy bis jetzt nicht gekannt hat, merkt sofort, dass er ein Sammler aus Leidenschaft ist. Schon im Kindesalter fand er bei einer Grosstante verschiedene Gegenstände, wie Kohlebügeleisen, Petroleumlampen und ein Grammophon, die infolge Elektrifizierung nicht mehr gebraucht wurden. Zum Leidwesen seiner Eltern trug er diesen „Gerümpel“ nach Hause und hortete dort fortan solche Schätze. Schon im jugendlichen Alter pflegte er die Sammlerleidenschaft und begann mit Gegenständen, die er mehrfach besass, Handel zu betreiben. Während seiner Lehre als Mechaniker interessierten ihn vor allem mechanische Gegenstände und er begann sich auf Musikinstrumente mit mechanischem und pneumatischem Antrieb zu spezialisieren. Im Alter von 17 Jahren kam er in den Besitz eines elektrischen Klaviers. Um es zu restaurieren genügten seine mechanischen Kenntnisse nur bedingt und so kam es, dass er bei Louis Hartz, Basel, einem gebrechlichen alten Mann, der sein Leben lang „Orchestrien“ aller Art restaurierte, in die Lehre ging. Diese dauerte aber nur vier Monate, weil Louis Hartz verstarb. Einige deutsche Instrumentenbauer, alle schon im hohen Alter, gaben Fredy weitere gute Tipps, wie er solche Instrumente zu behandeln hatte. Am 1.Juli 1976 ging Fredy’s Traum von einem Museum in Erfüllung. Im Saal des Restaurants „Harmonie“ in Lichtensteig eröffnete er „Fredy’s mechanischer Musiksalon“. Leider bot das alte Gebäude aber kaum Platz, um all seine Schätze würdig auszustellen. 1978 konnte Fredy eine „Fabrikantenvilla“ erwerben und seither ist es mehr als nur ein Geheimtipp für Nostalgiker. Zu den exklusiven Raritäten gehören eine „Schwarzwälder Flötenuhr“, ein Plattenspielautomat mit mechanischem Plattenwechsel der Firma Polyphon, (der 1896 patentiert wurde), ein pneumatischer „Klaviervorsetzer“ der Marke „Pianola“ wie er schon von Marlene Dietrich besungen wurde oder ein heissluftbetriebenes Hammerklavier mit „Jacquard-Steuerung“. Gleich zwei Konzertflügel mit eingebautem „Welt-Mignionsystem“, das reproduzierte Klaviervorträge berühmter Künstler, wie Edvard Grieg oder Ignatz Paderewsky, unabhängig von einer Person spielt. Ein grosses walzengesteuertes Orchester der Schwarzwälder Orgelbaufirma Imhof und Mukle kann leider momentan (noch) nicht gespielt werden, da es zuerst einer Restauration bedarf. Das absolute Prunkstück des Museums ist das spielbare „Hupfeld-Helios". Einst die höchste Zier im Grancafé de Barcelona. Der Klang der neun Pfeifenregister zusammen mit Klavier, Xylophon mit Glockenspiel und Schlagwerk lässt das Publikum aufhorchen. Verschiedene Karussellorgeln sind in der Sammlung von Fredy ebenso vertreten, wie relativ einfache Modelle von Drehorgeln, wie man sie hie und da an Veranstaltungen antrifft. Der riesige amerikanische Fotoplayer ist eine Art Musikautomat, der von der amerikanischen Firma Fotoplayer zwischen den Jahren 1912 und 1925 entwickelt wurde. Der Fotoplayer ist eine Art von Playerpiano, speziell entwickelt, um Musik und Soundeffekte für Stummfilme zu spielen. Zunächst wurden in kleinen Theatern Klaviere verwendet, um Musik automatisch mit Papierrollen zu produzieren. Nach einiger Zeit wurden einige dieser Klaviere mit Orgeln und Soundeffekten in grossen Schränken zu beiden Seiten des Klaviers angebaut. Eine grandiose Vorstellung die uns Fredy gab, auf einem Fotoplayer der aus Amerika importiert wurde! Am Schluss des Rundgangs ertönten die modernen Rhythmen einer der besten belgischen Tanzorgeln von „Decap“ Antwerpen. Dieses Museum ist in der Tat ein Geheimtipp… das ganz auf die Sammlerleidenschaft von Fredy Künzle aufgebaut ist. Fredy ist ein Idealist, der viel „Herzblut“ und noch viel mehr Geld hineingesteckt hat. Kein Wunder macht er sich Sorgen um die Zukunft „seines“ Museums. Leider ist weder die Gemeinde noch der Staat bereit, ihn zu unterstützen und ein Nachfolger ist auch noch nicht in Sicht. Es wäre jammerschade, wenn diese wertvolle Sammlung auseinander gerissen und in die halbe Welt verteilt würde.

Hier ist die Fotoshow von Urs Mäder